Alles zum Thema Facebook

Was wird in zehn Jahren sein?

Eins ist klar. In zehn Jahren werden wir über die Zukunftsvisionen von heute schmunzeln. Der Mensch kann zwar in die Zukunft sehen. Aber nur so weit, wie sie sich bereits abzeichnet. Oder falsch (Siehe: «Technologie: eine heitere Geschichte des Irrtums»). Die Chance, vorauszusehen, wo wir und unsere Technologie in zehn Jahren stehen, ist etwa so gross, wie wenn man das Internet schon hundert Jahre vorher hätte kommen sehen. Was sagen Sie, Jules Verne hat genau das getan, Mitte des 19. Jahrhunderts? Nun, dann steht einem kompetenten Blick in die Zukunft nichts im Wege. (mehr …)


Lebe ich im Netz ewig?

Der Tod ist eine binäre Operation. Die Lebendigkeit eines Menschen wechselt von 1 auf 0. Die ganze digitale Welt ist auf binären Operationen aufgebaut. Und doch hat diese eine, buchstäblich lebensverändernde, das Internet lange nicht interessiert. Der Tod seiner Nutzer war im Internet nicht vorgesehen. Das Internet ist dadurch aber nicht zum Paradies der Unsterblichen geworden, sondern vielmehr zu einem Kerker der Untoten. (mehr …)


Was muss ich über Facebook wissen?

Neben Google ist Facebook heute wohl der wichtigste Dienst im ganzen Internet. Google ist unser Synonym für das Suchen geworden und bietet eine ganze Palette von Arbeitsinstrumenten an. Facebook ist das Abbild unserer Identität im Netz und der Ort, wo wir mit Freunden und Bekannten online verbunden sind. Wenn wir sagen, dass wir im Netz leben und arbeiten, dann sind Facebook und Google die beiden Ankerpunkte. (mehr …)


Steuern wir auf die totale Überwachung zu?

Das Problem mit der Überwachung ist, dass wir immerzu an Orwell denken. Wir halten nach Kameras Ausschau, schauen dem Staat auf die Finger und übersehen dabei, dass die Überwachung ganz woanders rasant voranschreitet. Und zwar nicht wider unseren Willen, sondern weil wir es so wollen. Wir sind dabei, staatliche Überwachung überflüssig zu machen, indem wir selber viel mehr von uns preisgeben, als ein Staat jemals herausfinden könnte oder wollte. (mehr …)


Was hat dieses Web 2.0 tatsächlich gebracht?

Seit das Web vor fünf Jahren das Versionskürzel 2.0 angehängt bekommen hat, ist alles anders. Im Internet der zweiten Generation ist der Nutzer nicht mehr nur passiver Konsument, sondern kann aktiv Inhalte beisteuern. Er schreibt Blogs, lädt Videos bei YouTube hoch, bearbeitet Artikel bei Wikipedia, teilt Bilder bei Facebook. Das Internet ist einfach genug geworden, dass jeder zum Sender von Information werden kann.

Für Kritiker ist das Web 2.0 ein leichtes Ziel. Es ist so weit verzweigt und so vielfältig, dass sich für jede apokalyptische These ein Beleg findet. Für Euphoriker ist das Web 2.0 leicht zu verteidigen. Es ist so weit verzweigt und so vielfältig, dass sich für jede apokalyptische These ein Gegenbeleg findet. Leicht anzugreifen, leicht zu verteidigen – das sollte Hinweis genug sein, dass das Web 2.0 per se eigentlich gar nichts ist. Keine Entität, die normativ gut oder schlecht sein kann. Stattdessen ist es ein Boden, auf dem allerlei Leben gedeihen kann. Es wäre vernünftig, diesen Boden zumindest als wertneutral anzusehen. Mit etwas Optimismus und Vertrauen könnte man auch sagen: Gut, gibt es diesen Boden, schauen wir mal, was daraus wächst, und fällen unser Urteil dann über das Gewachsene, nicht den Boden. (mehr …)


Verbindet uns die Technologie oder trennt sie uns?

Diese Geschichte muss von der Freundschaft im digitalen Zeitalter handeln. Die Freundschaft ist der Prüfstein für den digitalen Fortschritt. Macht er Freundschaften besser, ist er gut. Macht er Freundschaften schlechter, ist er schlecht. Technologie mag noch so viel Gutes hervorbringen, wenn sie die Menschen voneinander entfernt, schadet sie uns.

Das Internet ist ein Kommunikationsmedium. Freundschaften bauen auf Kommunikation auf. Dass die digitale Entwicklung unseren Freundschaften gut tut, scheint als Annahme also so verkehrt nicht. Und doch haben wir uns alle schon gefragt, was mit unseren Freundschaften im digitalen Zeitalter geschieht. Die Lustigen unter den Kulturpessimisten sagen dann: Die Leute von heute haben keine Freunde mehr, nur noch friends, diese dafür inflationär. Wenn die Kulturpessimisten statt lustig ein bisschen klug wären, würden sie sagen, die Leute von heute haben keine Freunde mehr, sie followen einander nur noch. Das wäre die stärkere Gegenüberstellung. Freilich genauso danebengegriffen. (mehr …)


Wie finde ich im Internet, was ich suche?

Lassen Sie mich raten: Sie denken jetzt an Google. Dass ich recht habe, ist genau das Problem. Google ist zum Synonym für die Suche im Netz geworden. Weltweit laufen vier von fünf Suchanfragen über den Marktführer. Egal, was wir suchen, wir vertrauen Google. Dafür gibt es gute Gründe. Google ist ein hervorragender Generalist. Es gibt kaum etwas, worauf die grösste Suchmaschine der Welt keine Antwort weiss. Wenn man nur eine Suchmaschine benutzen dürfte, es müsste Google sein. Weil wir aber die Wahl haben, sollten wir sie ausnutzen. (mehr …)


Macht das Internet die Welt demokratischer?

Ja, findet das führende Technologiemagazin Wired. Es ist sich dabei so sicher, dass es das Internet kurzerhand für den Friedensnobelpreis 2010 nominiert hat. «Das Internet ist die erste weapon of mass construction. Wir können damit Hass und Konflikte nieder ringen und Friede und Demokratie verbreiten», begründete der Chefredaktor der italienischen Ausgabe die ungewöhnliche Nominierung. Das Internet soll also in eine Reihe gestellt werden mit Figuren wie Michail Gorbatschow, Nelson Mandela und Martin Luther King Jr., mit Organisationen wie Amnesty International, dem Internationalen Roten Kreuz und den UN-Friedenstruppen. Grund genug, genauer hinzusehen und der Frage auf den Grund zu gehen: Macht das Internet die Welt wirklich demokratischer? Die Antwort: Ja, aber. (mehr …)


Wer kontrolliert das Internet?

Darauf gibt es zwei Antworten. Und beide machen die Erfinder des Netzes nicht wirklich glücklich.

Zu wenige kontrollieren das Internet im Sinne von: dominieren. Zu viele kontrollieren das Internet im Sinne von: überwachen. Die Vision von Tim Berners-Lee, der 1989 am Cern in Genf den Grundstein für das heutige World Wide Web gelegt hat, ist die eines offenen Netzes, möglichst frei von Kontrolle und Dominanz: «Niemand soll das Internet kontrollieren. Wir müssen jedem dahingehenden Versuch, sei es von Institutionen oder Firmen, widerstehen.» Das von ihm gegründete World Wide Web Consortium (W3C) hat zum Ziel, das Internet in diesem Geiste dazu zu führen, sein Potenzial voll auszuschöpfen und es für alle Menschen gleichermassen zugänglich zu machen.

Die Realität sieht anders aus. Die Entwicklung geht heute hin zu mehr Dominanz und mehr Überwachung. Einige wenige Giganten stellen das Netz von innen auf die Probe. Tim O’Reilly, einer der grossen Vordenker der Netzgemeinde, spricht in einem Essay vom War For The Web, der aktuell im Gange sei. «Wir bewegen uns auf eine blutige Ära des Wettstreits zu», schreibt er, «der dem Netz, wie wir es heute kennen, extrem schaden kann.» Die grösste Gefahr sieht O’Reilly darin, dass die grossen Player wie Google, Apple, Microsoft, Facebook oder Amazon in ihrem Bestreben, Nutzer möglichst eng an sich zu binden, die offene Natur des Netzes zerstören. Der Economist warnt in einem aktuellen Artikel vor einer «Balkanisierung des Netzes». So wird in der Welt der Handy-Applikationen die Information des Internets zersplittert und in einzelnen Programmen eingeschlossen. Apple bestimmt rigoros, welche Programme es in seinem App-Store zulässt und welche nicht. Facebook macht es den Leuten einfach, sein Universum zu betreten, doch schwer, es wieder zu verlassen. Amazon verkauft nur elektronische Bücher für sein eigenes Lesegerät Kindle, die auf anderen E-Readern nicht gelesen werden können. Wer ein Android-Handy mit all seinen Funktionen nutzen will, braucht einen Google-Account.

Diese Tendenz bringt eines der wichtigen Funktionsprinzipien des Internets ins Wanken: die Interoperabilität – dass also die verschiedenen Elemente des Internets nahtlos zusammen funktionieren und dem Nutzer zu erlauben, sich frei hin und her zu bewegen. Die grossen Player sähen am liebsten, wenn sie ihre Nutzer in einem grossen, aber geschlossenen Universum exklusiv bedienen könnten. Es erstaunt wenig, dass Google, Microsoft und Apple, ursprünglich aus unterschiedlichen Kerngeschäften kommend, allesamt zu Komplettanbietern geworden sind und heute Handys, Software, Betriebssysteme, Browser, Webdienste, Musikplayer und vieles mehr im Angebot haben. Verschärft sich O’Reillys Krieg um das Netz, werden möglicherweise dereinst die Grenzen geschlossen und wir Internet-Nutzer müssen uns entscheiden, ob wir uns im Apple-Netz oder im Facebook-Netz bewegen wollen. AOL und die 90er Jahre lassen grüssen. Damals war es AOL-Kunden nicht einmal möglich, E-Mails an Kunden der Konkurrenz zu schicken.

Eine solche Entwicklung wäre für das Netz so verheerend, wie wenn Sie sich in Ihrer Stadt nicht mehr frei bewegen könnten und sich zwischen verschiedenen gated communities entscheiden müssten, wo Sie dann nur nutzen und konsumieren könnten, was innerhalb der Zäune angeboten wird.

Kurzbefehl von David BauerSie lesen einen Auszug aus dem Buch «Kurzbefehl. Der Kompass für das digitale Leben.» von David Bauer. Sie können das Buch jetzt bestellen, weiterstöbern, diesen Text kommentieren oder selber eine Frage zum digitalen Leben stellen. Ah ja, und via Facebook weiterempfehlen dürfen Sie es auch gerne.

Neben der Bedrohung von innen, der zunehmenden Kontrolle durch dominante Monopolplayer, muss sich das Internet weiterhin starker Kontrollversuche von aussen erwehren. Global gesehen das grösste Hindernis für die Entfaltung des Internets bleibt die Zensur. In 46 Ländern, die zusammen über die Hälfte der Weltbevölkerung beheimaten, verwehrt der Staat den Zugriff auf mehr oder weniger grosse Teile des Internets und überwacht die Nutzung so rigoros, dass jeder, der auf sich auf den «falschen» Seiten bewegt, gefährlich lebt.

Doch nicht nur Länder, die ihre Bürger vom Internet oder von bestimmten Inhalten fernhalten wollen, haben ein wachsames Auge auf das Internet. Mit der Begründung, dass das Internet ein wichtiges Werkzeug für Kriminalität und Terrorismus sei, wollen viele Staaten möglichst viel Einblick in das Kommunikationsverhalten ihrer Bürger. So müssen Netzbetreiber in der Schweiz für sechs Monate speichern, wer wem wann E-Mails verschickt. Per Gerichtsbeschluss können die Strafverfolger darauf zugreifen (bis 2008 war dafür eine Behörde mit dem konspirativ klingenden Namen «Dienst für besondere Aufgaben» zuständig). In England und Frankreich sind bereits umfassendere Gesetze zur Vorratsdatenspeicherung in Kraft, in den USA wird darüber diskutiert. In Deutschland dagegen ist ein entsprechender Gesetzesentwurf Anfang 2010 für verfassungswidrig erklärt worden.

Für die aktive Kontrolle des Internets ist in der Schweiz – neben dem Geheimdienst natürlich – die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität zuständig, eine Abteilung der Bundeskriminalpolizei. Mittels spezieller Software spürt sie beispielsweise Leute auf, die Kinderpornografie aus dem Netz herunterladen. Sie kann ausserdem den Zugang zu Websites mit kinderpornographischem Inhalt sperren, wenn sie der Betreiber nicht habhaft werden kann. Einige hundert Websites sind aus diesem Grund aus der Schweiz heraus nicht erreichbar.

Eine bedeutende Rolle im Ringen um die Kontrolle des Internets kommt auch den Serviceprovidern zu, die letztlich den Flaschenhals darstellen, durch den das Internet zu den Menschen kommt. Seitens der Anbieter ist zuletzt die Forderung lauter ge worden, das Prinzip der Netzneutralität aufzuweichen. Google und der amerikanische Netzbetreiber Verizon haben im August 2010 einen gemeinsamen Vorstoss lanciert, der de facto die Aufhebung der Netzneutralität anstrebt. Netzbetreiber sollen wählen dürfen, welche Dienste sie bevorzugt behandeln, sprich: welche Datenpakete schneller durch ihr Netz geschickt werden. Heute verbietet die Netzneutralität den Anbietern, nach inhaltlichen Kriterien Einfluss zu nehmen auf die Verfügbarkeit, Priorisierung oder Bandbreite der Daten. Es geschieht aber bereits: Einzelne Anbieter drosseln etwa die Bandbreite von Tauschplattformen, weil diese sonst mit ihrem hohen Datenaufkommen andere Dienste verlangsamen könnten, so die Begründung.

Ohne garantierte Netzneutralität droht wie durch den War For The Web eine Fragmentierung des Angebots. Netzbetreiber und Inhalteanbieter könnten Allianzen schmieden, so dass beispielsweise bei Verizon-Kunden YouTube-Videos schneller laden würden als jene der Konkurrenz oder dass gar einzelne Dienste nur in bestimmten Netzen verfügbar wären, wenn Exklusivverträge geschlossen werden können. Der Economist zeichnet in seinem Artikel das düstere Bild eines Mafia-Systems, in dem Netzanbieter von Inhalteanbietern Schutzgelder kassieren, damit deren Daten schnell genug zu den Kunden geliefert werden. Im schlimmsten Fall zerfällt das Internet wieder in einzelne Netze, jedes kontrolliert von einer anderen Mafia-Gruppierung.

Das Internet steht in den nächsten Jahren grossen Herausforderungen gegenüber, wenn es offen bleiben und sein volles Potenzial ausschöpfen will. Nur so kann es der Vision seiner Erfinder gerecht werden: dass alle Menschen frei miteinander kommunizieren und Information und Daten austauschen können.


Kann man/frau Facebook wie Handy im Unterricht einfach verbieten und in der Schule die gesellschaftlichen Veränderungen ignorieren?

Frage eingereicht von Irène Stalder.

Eine sehr interessante Frage – alleine schon wegen der Art, in der sie gestellt ist, hoch suggestiv. Die Frage tut so, als wäre sie nur eine, wo sie doch zwei Fragen enthält.

Kann die Schule die gesellschaftlichen Veränderungen einfach ignorieren? Natürlich nicht. Kann man/frau Facebook wie Handy im Unterricht einfach verbieten? Durchaus. Denn Facebook und Handy im Unterricht zu verbieten, hat nichts damit zu tun, ob man gesellschaftliche Veränderungen mitmacht oder ignoriert. (mehr …)


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