Wie informiere ich mich am besten über die Welt?
Stellen Sie sich vor: Sie gehen ganz normal durchs Leben, vermeiden es aber konsequent, sich aktiv über die Geschehnisse auf der Welt zu informieren. Sie lesen keine Zeitung, hören kein Radio, sehen nicht fern, rufen keine Nachrichtenwebsites auf und keine Blogs, die Neuigkeiten verbreiten. Wie viel werden Sie noch mitbekommen? Wie viel wirklich Wichtiges werden Sie verpassen?
Machen Sie das Experiment und Sie werden sehen: Sie werden deutlich weniger mitbekommen als normal. Aber jene Sachen, die für Sie wirklich von Bedeutung sind, werden Sie nicht verpassen. Die Menschen in Ihrem Umfeld, beruflich wie privat, werden Sie auf alles Wichtige aufmerksam machen. Neu ist das natürlich nicht. Neu ist, dass immer mehr Menschen sich genau so informieren. Nicht als Experiment, sondern in echt. «If the news is that important, it will find me», hat ein schlauer Mensch dieses Informationsverhalten mal zusammengefasst. Der schlaue Mensch war ein amerikanischer Schüler, der das in einer Marktforschung gesagt hat.
Viele Medienmacher hat er damit nachhaltig erschreckt; Medienmacher, deren Selbstverständnis noch immer ist, dass alles, was sie veröffentlichen, so wichtig ist, dass es die Menschen magnetisch anziehen muss.
Der moderne Medienkonsument sucht keine News mehr, er lässt sie zu sich kommen. Er lässt sich seine Neuigkeiten nicht mehr von Profis filtern, sondern von Menschen, die er kennt und denen er vertraut. Das ist nichts als logisch. Professionelle Medien richten ihr Angebot immer auf eine bestimmte Zielgruppe aus, nie aber auf einen einzelnen Konsumenten. Meinen ganz persönlichen Informationsmix erhalte ich von Menschen, die mich kennen. Mein Umfeld weiss, was ich wissen muss und wissen möchte. Ich erhalte so nach wie vor Nachrichten, die von Profis recherchiert und aufbereitet sind, in einer Auswahl, wie sie meinen Interessen und Bedürfnissen entspricht.
Sie lesen einen Auszug aus dem Buch «Kurzbefehl. Der Kompass für das digitale Leben.» von David Bauer. Sie können das Buch jetzt bestellen, weiterstöbern, diesen Text kommentieren oder selber eine Frage zum digitalen Leben stellen. Ah ja, und via Facebook weiterempfehlen dürfen Sie es auch gerne.
Das Internet bietet die Möglichkeit, den Kreis an Informanten über den eigenen Bekanntenkreis hinaus zu erweitern und ganz gezielt jene Kanäle zu öffnen, wie man selber für sinnvoll erachtet. Am besten funktioniert das mit dem Kurznachrichtendienst Twitter. Sie stellen sich Ihren ganz persönlichen Nachrichtenticker zusammen, gespiesen von all jenen Menschen, von denen Sie wissen, dass sie die Informationsfülle für Sie sinnvoll filtern (Siehe: «Wozu ist Twitter gut?»). Über die Kurznachrichten erhalten Sie Neuigkeiten und Hinweise auf interessante Artikel oder Videos. So verbinden Sie das Beste aus altem und neuem Medienkonsum. Sie rufen Ihren Nachrichtenticker immer dann ab, wenn Sie Lust haben – informieren sich also aktiv. Sie lassen aber andere Menschen – solche, denen Sie vertrauen – für Sie entscheiden, was interessant ist und was nicht. Und lassen die Neuigkeiten so passiv zu Ihnen kommen. Was immer Ihre Neugierde weckt, können Sie wiederum selber vertiefen.
Zugegeben, wenn man, wie die meisten von uns, daran gewöhnt ist, sich über Massenmedien zu informieren, braucht ein solcher Schritt Überwindung. Werfen Sie ruhig ab und zu einen Blick in die Zeitung oder schauen Sie die Tagesschau. Und rufen Sie hin und wieder die besten Nachrichtenwebsites der Welt auf, jene des Guardian und der New York Times. Mit der Zeit werden Sie feststellen, dass Sie damit nicht mehr Dinge erfahren, die Sie wirklich interessieren oder die Sie unbedingt wissen müssen. Und falls doch, so müssen Sie vermutlich nur Ihre menschlichen Filter etwas feinjustieren (Siehe: «Verstehen wir weniger von der Welt als früher?»).
Daneben sollten Sie auf keinen Fall jene Mittel vergessen, mit denen Sie zwar keine breaking news, dafür jede Menge über die Welt an sich erfahren. Lesen Sie Bücher, reisen Sie um die Welt, lassen Sie sich in Diskussionen verwickeln. Denn es ist zwar wichtig, einen Überblick zu haben. Weitaus wichtiger aber ist es, den eigenen Horizont regelmässig zu erweitern.
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