Rat und Tat

Wie verhindere ich, dass das Netz meiner Karriere schadet?

Die kurze Antwort lautet: Seien Sie nicht dumm.

Die ausführlichere geht so: In den meisten Fällen, in denen das Internet einer Karriere Schaden zufügt, trägt der Betroffene selber die Schuld. Das Internet an sich tut gar nichts. Sonst müsste man fairerweise sagen, dass das Telefon und vor allem das Mundwerk schon einige Karrieren mehr auf dem Gewissen haben. Das Internet ist nur der Stolperstein, der den Unvorsichtigen ins Straucheln bringt.

Zum Beispiel jene Frau, die für ihre Freunde sichtbar in ihr Facebook-Profil schrieb: Ich hasse meinen Job, mein Chef ist ein totaler Idiot. Dumm nur, hatte sie ebendiesen Chef irgendwann als Facebook-Freund hinzugefügt. Seine Antwort, direkt bei Facebook: Du musst morgen nicht mehr kommen. Oder jene, die nach Feierabend gerne ein wenig über die Stränge schlagen und in Blogs oder bei Twitter Dinge schreiben, die jeden, der beim Googeln später darauf stösst, an der Seriosität des Schreibers zweifeln lassen. Und natürlich auch jene, deren bierselige Eitelkeit stärker war als der Verstand – und von denen nun der eine oder andere Exzess in Form von Partybildern im Netz dokumentiert ist. Die Liste der Beispiele liesse sich beliebig verlängern, denn wenn etwas keine Grenzen kennt, so ist das, wie bereits Einstein wusste, neben dem Universum die Dummheit der Menschen.

Die wichtigste Vorsichtsmassnahme besteht darin – so banal das auch klingt –, zu verstehen, wie das Internet funktioniert. Wer im Netz Spuren hinterlässt, kann sicher sein, dass diese bald von Google (und allen anderen Suchmaschinen) aufgespürt werden. Und was bei Google erscheint, wird früher oder später gesehen. Google ist die erste Anlaufstelle für all jene, die sich ein Bild von Ihnen im Netz machen wollen. Ein Sonderfall sind soziale Netzwerke wie Facebook, LinkedIn oder Xing. Hier können Sie einschränken, wer zu sehen bekommt, was Sie veröffentlichen. Wer das ist, definieren Sie über die Privatsphäre-Einstellungen und darüber, wen Sie zu Ihren Kontakten aufnehmen.

Es geht darum, dass Ihnen bewusst ist, und zwar bei allem, was Sie im Netz veröffentlichen, sei es ein Bild, ein Kommentar, eine Semesterarbeit oder auch nur ein Link zu einer Website, wer genau es zu sehen bekommt. In dem Moment, da Sie es veröffentlichen. Aber auch später – wenn es über Suchmaschinen weiter sichtbar ist.

Selbst wenn Sie selber sehr vorsichtig sind, kann es aber passieren, dass Informationen über Sie oder Bilder von Ihnen im Netz kursieren, die Ihnen nicht genehm sind. In der Regel geschieht das, weil andere unvorsichtig oder sorglos sind, in Ausnahmefällen begeht jemand gezielten Rufmord gegen Sie (dagegen können Sie, anders als gegen die Naivität des Menschen, rechtlich vorgehen).

Sie kommen also nicht umhin, in einem gewissen Rahmen ein Monitoring Ihrer eigenen Online-Präsenz zu betreiben. Googeln Sie sich regelmässig selber, um zu sehen, welche Treffer dabei erscheinen. Lassen Sie sich von Facebook (oder dem sozialen Netzwerk Ihrer Wahl) benachrichtigen, wenn Sie auf einem Foto markiert werden. Wenn Ihnen dies zu mühselig ist oder Sie die Arbeit lieber Profis überlassen wollen, können Sie einen Dienst wie etwa Reputation Defender damit beauftragen. Für 15 bis 20 Franken im Monat wird Ihr Ruf im Netz beobachtet und bei Bedarf werden unerwünschte Inhalte zum Verschwinden gebracht (wie genau sie das machen, bleibt Geschäftsgeheimnis, es ist aber anzunehmen, dass sie sich ähnlicher Methoden bedienen, die man als Privatperson auch anwenden könnte, bloss mit mehr Erfahrung und Wissen um die verschiedenen Möglichkeiten, etwas zum Verschwinden zu bringen).

Kurzbefehl von David BauerSie lesen einen Auszug aus dem Buch «Kurzbefehl. Der Kompass für das digitale Leben.» von David Bauer. Sie können das Buch jetzt bestellen, weiterstöbern, diesen Text kommentieren oder selber eine Frage zum digitalen Leben stellen. Ah ja, und via Facebook weiterempfehlen dürfen Sie es auch gerne.

Eine sehr effektive Präventivmassnahme besteht darin, aktiv das eigene Bild im Netz zu prägen. Melden Sie sich zu Wort, präsentieren Sie sich im Netz, steuern Sie den Informationsfluss. Mit einer eigenen Website und einer gut gepflegten Präsenz auf einigen Netzwerkplattformen sorgen Sie dafür, dass die ersten Google-Treffer zu Ihrem Namen solche sind, die Sie kontrollieren. Sie bestimmt dort, was über Sie geschrieben und wie viel von Ihnen preisgegeben wird. Und Sie können jederzeit Dinge löschen oder hinzufügen. Wer Sie via Suchmaschine im Netz sucht, wird dort landen und Sie so kennen lernen, wie Sie es möchten. Wer allerdings gezielt über Sie recherchiert (und davon müssen Sie heute ausgehen, wenn Sie sich auf eine Stelle bewerben), wird weiterhin auch alle anderen Spuren finden, die Sie oder andere über Sie im Netz hinterlassen.

Gleich in Panik verfallen müssen Sie deswegen nicht. Nur weil Sie einmal unbedacht gehandelt haben und Google dies aufgezeichnet hat, sind Sie nicht sofort ans Messer geliefert. Ihre Informationen aus den Weiten des Netzes landen am Ende immer bei Menschen. Und die sind schlau genug, einzuordnen, was sie sehen. Sorgen Sie einfach dafür, dass bei der Einordnung nicht allzu viel Toleranz nötig ist.

So halten Sie sich im Netz schadlos

Vorsicht
 —  Passen Sie die Privatsphäre-Einstellungen aller Dienste, die Sie nutzen, genau Ihren Bedürfnissen an und kontrollieren Sie die Einstellungen regelmässig.
— Pflegen Sie Ihre Kontaktliste in sozialen Netzwerken regelmässig, damit Sie immer wissen, wer zu sehen bekommt, was Sie veröffentlichen.
— Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihre Kontakte in Gruppen zu unterteilen, damit nur echte Freunde wirklich Privates zu sehen bekommen.
— Veröffentlichen Sie keine Privatfotos auf öffentlich zugänglichen, von Suchmaschinen erfassten Seiten.
— Schreiben Sie auf öffentlich zugänglichen Seiten wie Twitter, Blogs oder Foren immer mit Bedacht.

Monitoring
—  Googeln Sie regelmässig Ihren eigenen Namen, beachten Sie dabei auch die Resultate in der Bildsuche.
— Überprüfen Sie die Resultate, die eine spezielle Personensuche wie 123people.ch über Sie anzeigt.
— Wenn Ihr Name einzigartig genug ist: Richten Sie einen Google Alert ein, damit Sie eine Nachricht erhalten, wann immer Google einen neuen Eintrag zu Ihrem Namen im Netz findet.
— Lassen Sie sich vom sozialen Netzwerk Ihrer Wahl benachrichtigen, wenn Sie jemand auf einem Foto markiert.

Aktives Imagemanagement  
—  Bestücken Sie eine eigene Website oder das Profil bei einem berufsorientierten Netzwerk wie Xing und LinkedIn mit genau jenen Informationen, die man über Sie im Netz finden soll, und verlinken Sie wo immer möglich auf diese Seiten, damit sie in den Suchresultaten prominent erscheinen.
— Kontaktieren Sie Personen, die Inhalte im Netz veröffentlicht haben, die Ihnen schaden könnten, mit der Bitte, die Inhalte zu entfernen.
— Beauftragen Sie einen professionellen Anbieter wie Reputation Defender, Ihren Ruf im Netz zu pflegen.

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