Rat und Tat

Wie finde ich im Internet, was ich suche?

Lassen Sie mich raten: Sie denken jetzt an Google. Dass ich recht habe, ist genau das Problem. Google ist zum Synonym für die Suche im Netz geworden. Weltweit laufen vier von fünf Suchanfragen über den Marktführer. Egal, was wir suchen, wir vertrauen Google. Dafür gibt es gute Gründe. Google ist ein hervorragender Generalist. Es gibt kaum etwas, worauf die grösste Suchmaschine der Welt keine Antwort weiss. Wenn man nur eine Suchmaschine benutzen dürfte, es müsste Google sein. Weil wir aber die Wahl haben, sollten wir sie ausnutzen.

Denn Google kann zwar alles, aber nicht alles am besten. Wer stets das grosse Ganze im Blick haben muss, hat nicht für jedes Detail einen geschärften Blick. In Nischen fährt man mit Alternativen oft besser. Wenn Sie offline nach Antworten suchen, verhalten Sie sich doch genauso. Wenn Sie einen Brief auf Französisch schreiben müssen, fragen Sie jene Freundin um Hilfe, die Romanistik studiert hat. Wenn Sie zum ersten Mal in die USA reisen, fragen Sie jene Freunde, die schon öfter dort waren. Und wenn Sie nicht wissen, wie Sie die verrostete Kette ihres Velos austauschen, dann fragen Sie den passionierten Gümmeler unter Ihren Kollegen. Tun Sie nicht? Sie fragen immer Mama? Google ist Mama. Wer immer nur googelt, ist ein Muttersöhnchen.

Zeit also, sich loszulösen und im Netz jeweils dort zu suchen, wo es die besten und schnellsten Antworten gibt.

Das Wichtigste in Echtzeit
OneRiot  —  Das Web der Gegenwart braucht Suchmaschinen, die den reissenden Informationsfluss sofort in Bahnen lenken können. Nach Schätzungen von Suchmaschinenexperten drehen sich bis fünfzig Prozent aller Suchanfragen um aktuelle Ereignisse. Die Echtzeit-Suche von OneRiot bietet bei einem Ereignis wie einer Naturkatastrophe oder einer Wahl den besten Überblick. Informationen sind nicht rein chronologisch sortiert, sondern mit einem Algorithmus gewichtet. OneRiot hat kurz nach Erscheinen von Kurzbefehl seinen Dienst eingestellt.

Stimmungsbild aus der Netzgemeinde
Twitter  —  Über den Kurznachrichtendienst werden täglich Millionen von persönlichen Meldungen geschickt. Richtig durchsucht, geben sie zu fast jedem Thema ein authentisches Stimmungsbild ab, etwa zu Produkten oder Firmen. Mit Filtern lässt sich die Suche geografisch, zeitlich oder sprachlich eingrenzen. Die Resultate werden streng chronologisch angezeigt und sind somit stark aktualitätsorientiert.

Präzise Antworten von der Datenbank
Wolfram Alpha  —  Der Taschenrechner unter den Suchmaschinen durchsucht nicht das Netz, sondern spezielle Datenbanken. Ihr Ziel ist nicht, die relevantesten Links zu einem Stichwort zu liefern, sondern exakte Antworten auf spezifische Fragen. Fragt man die Maschine, welches «das fünftgrösste Land» sei, so kriegt man die Antwort ohne Umwege ausgespuckt: Nach Fläche und nach Einwohnern ist es Brasilien, nach dem Bruttoinlandprodukt gerechnet Grossbritannien. Das Wetter am 26. August 1982 in Zürich? Bewölkt, 18 Grad, windstill. Für Informationen, die sich aus Listen und Statistiken kombinieren lassen, ist Wolfram Alpha unschlagbar.

Netz-Fichen zu Personen
123People  —  Wer Informationen über bestimmte Personen sucht, wird bei der spezialisierten Personensuchmaschine fündig. 123People findet Kontaktdaten, Bilder, Websites, Medienberichte und Profile bei sozialen Netzwerken. Selbst Firmen, mit denen jemand assoziiert ist, werden aufgelistet. 123People eignet sich damit auch ausgezeichnet, um im Auge zu behalten, was über einen selber im Netz gespeichert ist.

Kurzbefehl von David BauerSie lesen einen Auszug aus dem Buch «Kurzbefehl. Der Kompass für das digitale Leben.» von David Bauer. Sie können das Buch jetzt bestellen, weiterstöbern, diesen Text kommentieren oder selber eine Frage zum digitalen Leben stellen. Ah ja, und via Facebook weiterempfehlen dürfen Sie es auch gerne.

Bilder, die sich sehen lassen
Compfight  —  Das Problem der Bildersuche von Google ist, dass sie furchtbar viele schlechte Bilder findet. Anders Compfight. Die spezialisierte Bildersuchmaschine durchsucht nur die grösste Foto-Community des Webs, Flickr, und liefert damit Bilder von deutlich höherer Durchschnittsqualität. Wer die Bilder weiterverwenden möchte, findet ausserdem gleich zu jedem Bild einen Hinweis, unter welcher Lizenz es veröffentlicht wurde und wer der Urheber ist.

Die Welt des gedruckten Wortes
Google Scholar / Google Books  —  Die beiden Spezialsuchen von Google, finden wissenschaftliche Publikationen und Bücher. Bei einer immer grösseren Zahl von Büchern (bereits über 10 Millionen) bietet Google Books die Möglichkeit, auch den Inhalt des Buchs zu durchsuchen und direkt online zu lesen.

Reiseplaner und Preisvergleich
Kayak —  auch für die Reiseplanung gibt es eine spezifische Suchmaschine. Ob Flüge, Hotels oder Mietautos – im Nu sind bei kayak alle Angebote aufgelistet und die günstigsten Tarife gefunden. Wer eine Fluglinie bevorzugt oder eine Budgetobergrenze für das Mietauto hat, kann die Suche entsprechend eingrenzen. Selbst Unentschlossene werden versorgt: Man tippt seinen gewünschten Startort ein und erhält eine Liste mit aktuell günstigen und beliebten Destinationen.

Musik, soweit das Ohr reicht
Bloson Music  —  Wer einen bestimmten Song oder ein ganzes Album hören möchte, kommt mit Bloson (ehemals SeeqPod) am bequemsten zum Ziel. Die Suchmaschine findet über acht Millionen Songs und spielt sie direkt ab. Auch den Videoclip zum jeweiligen Song zeigt die Suchmaschine gleich an. Tippt man den Namen einer Band ein, erhält man Alben, Songs und Videoclips schön sortiert aufgelistet.

Die persönliche Expertise
Facebook  —  Warum Maschinen fragen, wenn auch Menschen antworten können? Bei Facebook können Sie, sofern Sie angemeldet sind, Fragen per Statusmeldung in die Runde werfen. Je grösser und hilfsbereiter Ihre Schar von Freunden ist, desto grösser die Chance, brauchbare Antworten zu erhalten. Seit Sommer 2010 bietet Facebook ausserdem ein spezielles Feature an, um Fragen an die Community zu richten.

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