Alles zum Thema Google

Steuern wir auf die totale Überwachung zu?

Das Problem mit der Überwachung ist, dass wir immerzu an Orwell denken. Wir halten nach Kameras Ausschau, schauen dem Staat auf die Finger und übersehen dabei, dass die Überwachung ganz woanders rasant voranschreitet. Und zwar nicht wider unseren Willen, sondern weil wir es so wollen. Wir sind dabei, staatliche Überwachung überflüssig zu machen, indem wir selber viel mehr von uns preisgeben, als ein Staat jemals herausfinden könnte oder wollte. (mehr …)


Wie finde ich im Internet, was ich suche?

Lassen Sie mich raten: Sie denken jetzt an Google. Dass ich recht habe, ist genau das Problem. Google ist zum Synonym für die Suche im Netz geworden. Weltweit laufen vier von fünf Suchanfragen über den Marktführer. Egal, was wir suchen, wir vertrauen Google. Dafür gibt es gute Gründe. Google ist ein hervorragender Generalist. Es gibt kaum etwas, worauf die grösste Suchmaschine der Welt keine Antwort weiss. Wenn man nur eine Suchmaschine benutzen dürfte, es müsste Google sein. Weil wir aber die Wahl haben, sollten wir sie ausnutzen. (mehr …)


Was sind die Vorteile von iOS gegenüber Android?


Wer kontrolliert das Internet?

Darauf gibt es zwei Antworten. Und beide machen die Erfinder des Netzes nicht wirklich glücklich.

Zu wenige kontrollieren das Internet im Sinne von: dominieren. Zu viele kontrollieren das Internet im Sinne von: überwachen. Die Vision von Tim Berners-Lee, der 1989 am Cern in Genf den Grundstein für das heutige World Wide Web gelegt hat, ist die eines offenen Netzes, möglichst frei von Kontrolle und Dominanz: «Niemand soll das Internet kontrollieren. Wir müssen jedem dahingehenden Versuch, sei es von Institutionen oder Firmen, widerstehen.» Das von ihm gegründete World Wide Web Consortium (W3C) hat zum Ziel, das Internet in diesem Geiste dazu zu führen, sein Potenzial voll auszuschöpfen und es für alle Menschen gleichermassen zugänglich zu machen.

Die Realität sieht anders aus. Die Entwicklung geht heute hin zu mehr Dominanz und mehr Überwachung. Einige wenige Giganten stellen das Netz von innen auf die Probe. Tim O’Reilly, einer der grossen Vordenker der Netzgemeinde, spricht in einem Essay vom War For The Web, der aktuell im Gange sei. «Wir bewegen uns auf eine blutige Ära des Wettstreits zu», schreibt er, «der dem Netz, wie wir es heute kennen, extrem schaden kann.» Die grösste Gefahr sieht O’Reilly darin, dass die grossen Player wie Google, Apple, Microsoft, Facebook oder Amazon in ihrem Bestreben, Nutzer möglichst eng an sich zu binden, die offene Natur des Netzes zerstören. Der Economist warnt in einem aktuellen Artikel vor einer «Balkanisierung des Netzes». So wird in der Welt der Handy-Applikationen die Information des Internets zersplittert und in einzelnen Programmen eingeschlossen. Apple bestimmt rigoros, welche Programme es in seinem App-Store zulässt und welche nicht. Facebook macht es den Leuten einfach, sein Universum zu betreten, doch schwer, es wieder zu verlassen. Amazon verkauft nur elektronische Bücher für sein eigenes Lesegerät Kindle, die auf anderen E-Readern nicht gelesen werden können. Wer ein Android-Handy mit all seinen Funktionen nutzen will, braucht einen Google-Account.

Diese Tendenz bringt eines der wichtigen Funktionsprinzipien des Internets ins Wanken: die Interoperabilität – dass also die verschiedenen Elemente des Internets nahtlos zusammen funktionieren und dem Nutzer zu erlauben, sich frei hin und her zu bewegen. Die grossen Player sähen am liebsten, wenn sie ihre Nutzer in einem grossen, aber geschlossenen Universum exklusiv bedienen könnten. Es erstaunt wenig, dass Google, Microsoft und Apple, ursprünglich aus unterschiedlichen Kerngeschäften kommend, allesamt zu Komplettanbietern geworden sind und heute Handys, Software, Betriebssysteme, Browser, Webdienste, Musikplayer und vieles mehr im Angebot haben. Verschärft sich O’Reillys Krieg um das Netz, werden möglicherweise dereinst die Grenzen geschlossen und wir Internet-Nutzer müssen uns entscheiden, ob wir uns im Apple-Netz oder im Facebook-Netz bewegen wollen. AOL und die 90er Jahre lassen grüssen. Damals war es AOL-Kunden nicht einmal möglich, E-Mails an Kunden der Konkurrenz zu schicken.

Eine solche Entwicklung wäre für das Netz so verheerend, wie wenn Sie sich in Ihrer Stadt nicht mehr frei bewegen könnten und sich zwischen verschiedenen gated communities entscheiden müssten, wo Sie dann nur nutzen und konsumieren könnten, was innerhalb der Zäune angeboten wird.

Kurzbefehl von David BauerSie lesen einen Auszug aus dem Buch «Kurzbefehl. Der Kompass für das digitale Leben.» von David Bauer. Sie können das Buch jetzt bestellen, weiterstöbern, diesen Text kommentieren oder selber eine Frage zum digitalen Leben stellen. Ah ja, und via Facebook weiterempfehlen dürfen Sie es auch gerne.

Neben der Bedrohung von innen, der zunehmenden Kontrolle durch dominante Monopolplayer, muss sich das Internet weiterhin starker Kontrollversuche von aussen erwehren. Global gesehen das grösste Hindernis für die Entfaltung des Internets bleibt die Zensur. In 46 Ländern, die zusammen über die Hälfte der Weltbevölkerung beheimaten, verwehrt der Staat den Zugriff auf mehr oder weniger grosse Teile des Internets und überwacht die Nutzung so rigoros, dass jeder, der auf sich auf den «falschen» Seiten bewegt, gefährlich lebt.

Doch nicht nur Länder, die ihre Bürger vom Internet oder von bestimmten Inhalten fernhalten wollen, haben ein wachsames Auge auf das Internet. Mit der Begründung, dass das Internet ein wichtiges Werkzeug für Kriminalität und Terrorismus sei, wollen viele Staaten möglichst viel Einblick in das Kommunikationsverhalten ihrer Bürger. So müssen Netzbetreiber in der Schweiz für sechs Monate speichern, wer wem wann E-Mails verschickt. Per Gerichtsbeschluss können die Strafverfolger darauf zugreifen (bis 2008 war dafür eine Behörde mit dem konspirativ klingenden Namen «Dienst für besondere Aufgaben» zuständig). In England und Frankreich sind bereits umfassendere Gesetze zur Vorratsdatenspeicherung in Kraft, in den USA wird darüber diskutiert. In Deutschland dagegen ist ein entsprechender Gesetzesentwurf Anfang 2010 für verfassungswidrig erklärt worden.

Für die aktive Kontrolle des Internets ist in der Schweiz – neben dem Geheimdienst natürlich – die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität zuständig, eine Abteilung der Bundeskriminalpolizei. Mittels spezieller Software spürt sie beispielsweise Leute auf, die Kinderpornografie aus dem Netz herunterladen. Sie kann ausserdem den Zugang zu Websites mit kinderpornographischem Inhalt sperren, wenn sie der Betreiber nicht habhaft werden kann. Einige hundert Websites sind aus diesem Grund aus der Schweiz heraus nicht erreichbar.

Eine bedeutende Rolle im Ringen um die Kontrolle des Internets kommt auch den Serviceprovidern zu, die letztlich den Flaschenhals darstellen, durch den das Internet zu den Menschen kommt. Seitens der Anbieter ist zuletzt die Forderung lauter ge worden, das Prinzip der Netzneutralität aufzuweichen. Google und der amerikanische Netzbetreiber Verizon haben im August 2010 einen gemeinsamen Vorstoss lanciert, der de facto die Aufhebung der Netzneutralität anstrebt. Netzbetreiber sollen wählen dürfen, welche Dienste sie bevorzugt behandeln, sprich: welche Datenpakete schneller durch ihr Netz geschickt werden. Heute verbietet die Netzneutralität den Anbietern, nach inhaltlichen Kriterien Einfluss zu nehmen auf die Verfügbarkeit, Priorisierung oder Bandbreite der Daten. Es geschieht aber bereits: Einzelne Anbieter drosseln etwa die Bandbreite von Tauschplattformen, weil diese sonst mit ihrem hohen Datenaufkommen andere Dienste verlangsamen könnten, so die Begründung.

Ohne garantierte Netzneutralität droht wie durch den War For The Web eine Fragmentierung des Angebots. Netzbetreiber und Inhalteanbieter könnten Allianzen schmieden, so dass beispielsweise bei Verizon-Kunden YouTube-Videos schneller laden würden als jene der Konkurrenz oder dass gar einzelne Dienste nur in bestimmten Netzen verfügbar wären, wenn Exklusivverträge geschlossen werden können. Der Economist zeichnet in seinem Artikel das düstere Bild eines Mafia-Systems, in dem Netzanbieter von Inhalteanbietern Schutzgelder kassieren, damit deren Daten schnell genug zu den Kunden geliefert werden. Im schlimmsten Fall zerfällt das Internet wieder in einzelne Netze, jedes kontrolliert von einer anderen Mafia-Gruppierung.

Das Internet steht in den nächsten Jahren grossen Herausforderungen gegenüber, wenn es offen bleiben und sein volles Potenzial ausschöpfen will. Nur so kann es der Vision seiner Erfinder gerecht werden: dass alle Menschen frei miteinander kommunizieren und Information und Daten austauschen können.


Darf ich mein Date vorher googeln?

Da hat man eine flüchtige Bekanntschaft gemacht, fand sich nett, hat Nummern ausgetauscht und trifft sich nun erstmals zu einer richtigen Verabredung. Wir leben im 21. Jahrhundert, da kann es doch nicht verkehrt sein, vorher kurz eine Suchmaschine mit dem Namen des Dates zu füttern. Umso mehr, wenn ein nur mutmasslich glücklicher Zufall des Lebens einander zusammengeführt hat und nicht der treffsichere Algorithmus einer Partnerbörse (Siehe: «Soll ich die grosse Liebe im Netz suchen?»). Oder lieber doch nicht? Seien wir ehrlich, die Frau oder den Mann, mit dem man sich verabredet hat, vorher zu googeln, das ist etwas für Streber, Stalker und Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen. Also für uns alle. (mehr …)


Das Quiz zum digitalen Leben

Online…
a) ist das neue Schwarz
b) Da sehe ich schwarz
c) Da sehe ich Schwanz
d) regiert das Schwanzweiss-Denken

Datenschutz ist ein viel diskutiertes Thema im Internet. Welche Einschätzung ist richtig?
a) Ist wichtig, sagt der Datenschutzbeauftragte
b) Ist wichtig, sagt China (und schützt seine Einwohner vor Daten)
c) Ist wichtig, scherzt Google
d) Ist wichtig, lügt Facebook (mehr …)


Ist Google böse?

Don’t be evil. Sei nicht böse. Gutes lässt der inoffizielle Slogan der Firma Google nicht erahnen. Wer sich selber daran erinnern muss, nichts Böses zu tun, der weiss, dass er es könnte. Und spürt die Verlockungen.

Google findet sich bereits in den Erzählungen von J.R.R. Tolkien, die nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlicht wurden. Google ist Sméagol, diese liebenswürdige Kreatur in Herr der Ringe, die gegen ihr böses Alter Ego Gollum ankämpft und im schizophrenen Zwiegespräch verzweifelt nach einer Lösung sucht: Soll ich den Menschen, die mir vertrauen, helfen? Oder soll ich sie täuschen und hintergehen? «Mein Schatz» ist es, der das Böse in Sméagol herauskehrt, die unbändige Gier, diesen Schatz zu besitzen, einen Ring, der kein gewöhnlicher Ring ist, sondern «ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden». (mehr …)


Eine Momentaufnahme in Zahlen

Menschen weltweit, die Zugang zum Internet haben: 2 Milliarden
Menschen weltweit, die keinen Strom haben: 2 Milliarden

Energieaufwand der Google-Server für eine Suchanfrage: 1 kJ
Energieaufwand eines Menschen für 10 Sekunden Nachdenken: 1 kJ

Neugeborene weltweit pro Tag: 400 000
Neue Facebook-Nutzer weltweit pro Tag: 500 000 (mehr …)


Gibt es eine Möglichkeit, etwas von einer Website entfernen zu lassen (oder wenigstens von Google), wenn es Persönlichkeitsrechte verletzt?

Frage anonym eingereicht

Prinzipiell ja. Liegt eine Persönlichkeitverletzung vor, kann juristisch gegen den Betreiber der betreffenen Website vorgegangen werden und die Löschung des Inhalts per Gerichtsbeschluss verlangt werden. (mehr …)


Andere Themen: